„Aus dem Nachlass meiner Mutter, die 2010 starb, erhielt ich einen Briefwechsel (ca.150 Briefe) meiner Eltern von 1945-1947. Sie waren hauptsächlich in Sütterlin geschrieben. Den ersten ließ ich mir von einer 93 Jahre alten Dame vorlesen und wusste sofort: ich will sie alle haben. So kannte ich meine Eltern nicht und das betraf mich nicht allein. Von meiner Regisseurin Dania Hohmann ermutigt, begaben wir uns auf eine „Reise“, die fünf Jahre dauern sollte. Die Briefe mussten transkribiert und in eine Reihenfolge gebracht werden. Eine Auswahl musste getroffen werden, Rechercheanträge an die Wehrmachtsauskunftsstelle und das Bundesarchiv gestellt werden. Begleittexte mussten geschrieben und alles in eine Form gebracht werden. Einen Sommer lang verbrachte ich mit Bergen von Papier, um Anträge auf Förderung für das Projekt zu stellen, aber niemand schien sich dafür zu interessieren. Der Blick auf Mitläufer und Weggucker, die dennoch auch Opfer waren, die ihre Not, Scham und Trauer zum Teil an die nächste Generation weitergegeben haben, ist heikel. Dennoch, wann immer wir davon erzählten, waren Menschen gebannt und eröffneten sich Gespräche über eigene Familiengeschichten. Wir sind eine kriegstraumatisierte Nation.
So ist diese Aufführung ein echtes Herzensprojekt und wurde mit der Hilfe engagierter Freunde realisiert. Unsere Portemonnaies blieben leer aber wundervolle Freundschaften sind entstanden.
Tiefer, freundschaftlicher Dank geht an Georg&Paul, Bernadette Weber, Manuel Weber, Nanna Rohlfs, Michael Hammon und Reinhard Münster. Dank auch an meine Pianistin, Jenny Ribbat für ihre einfühlsame und zurückhaltende Klavierbegleitung sowie an das Theater unterm Dach Berlin für Raum und Technik und Antje Landshoff-Ellermann für finanzielle Unterstützung.
Dass dieses Projekt nach dem Corona-Stillstand in Hamburg als Gastspiel aufgeführt werden konnte, verdanken wir dem Fleetstreet-Theater, dem St.Pauli-Theater und der finanziellen Zuwendung durch die GÖTZ GEORGE STIFTUNG.
Die Produktion steht für Gastspiele zur Verfügung.“ ILONA SCHULZ / Regisseurin, Autorin, Hauptdarstellerin