Götz George Preis 2023
Im herbstlich-grauen Berlin herrschte Chaos: Demos, Klima-Kleber, unzählige Baustellen und Staus prägten an diesen Samstagabend das Stadtbild und verhinderten das pünktliche Eintreffen vieler Gäste, die zur 6. Vergabe des GÖTZ GEORGE PREISES ins Kaiserin-Friedrich-Haus geladen waren. Kein Grund für nervöse oder gar schlechte Stimmung. Im Gegenteil: Mit großem, freudigem Applaus wurde die Vorstandsvorsitzende der Stiftung Marika George begrüßt.
Erneut begleitete Moderator Knut Elstermann die Zuschauer mit großer Empathie und seinem enormen Fachwissen durch die Verleihung. Er blickte zurück auf die Preisträgerinnen und Preisträger vergangener Jahre und erinnerte an Margit Carstensen, die 2019 den Preis erhielt und in diesem Sommer verstarb.
Knut Elstermann stellte die Marke HENKELL als neuen Sponsor des GÖTZ GEORGE PREISES vor. Er lud das Publikum dazu ein, in Gedanken auf den 85. Geburtstag von Götz George anzustoßen. Kurios und amüsant die Projektion des einstigen Henkell Trocken Werbespots unter der Regie von Helmut Dietl.
Schmunzelnd erzählte der damalige Marketing Manager Philipp Horn vom ersten Zusammentreffen mit dem Schauspieler und den Dreharbeiten des Werbespots aus dem Jahr 1992.
Viele Freunde und Weggefährten Angela Winklers waren gekommen: Eva Mattes, Elisabeth Plessen, Prof. Dr. Peter Raue, Monika Hansen, Brigitte Landes, das Delian Quartett sowie Vertreterinnen und Vertreter der Akademie der Künste, der Deutschen Filmakademie, der Deutschen Kinemathek und zahlreiche Schauspielerinnen und Schauspieler.
Im weiteren Verlauf des Abends wurden zahlreiche von der Stiftung geförderte Film- und Theaterprojekte vorgestellt, darunter die Romanverfilmung VERGEHEN. Der eindrucksvolle Kinospielfilm wurde in Zusammenarbeit mit Sandra Kaudelka (Regie) und Matthias Bundschuh (Autor und Hauptdarsteller) nach dem Roman Der Fürst spricht von Schriftsteller Jan Peter Bremer gedreht.
Natürlich warf Knut Elstermann auch einen Blick in die Zukunft: auf den Film-Nachwuchs und die diesjährigen Nominierten für den GÖTZ GEORGE NACHWUCHSPREIS bei den FIRST STEPS Awards: Florentine Schlecht in dem Film „Was wir wollen“, Lorenz Hochhuth in „Drifter“ und die Gewinnerin des Nachwuchspreises Bayan Layla in dem berührenden Film „Elaha“. Drei gute Gründe für einen Kinobesuch.
Dann war es soweit: Knut Elstermann stimmte die Gäste auf die diesjährige Preisträgerin ein, auf eine der ganz großen Schauspielerinnen unserer Zeit: Angela Winkler. Er erinnerte an ihre Laufbahn, an die aufsehenerregenden Filme wie Jagdszenen aus Niederbayern, Die verlorene Ehre der Katharina Blum, Die Blechtrommel, die Angela Winklers Durchbruch bewirkten und den Weg für weitere großartige Arbeiten am Theater und im Film ebneten.
Weil – wie der Moderator verriet – Angela Winkler keine Frau großer Worte ist, durften die Besucher nun dem ersten Höhepunkt beiwohnen, einem seltenen und ganz besonderen Auftritt von Thomas Quasthoff, dem weltberühmten klassischem Bariton und hervorragenden Jazzsänger, der Pianistin Maria Urbanovich und Angela Winkler. Mit dem Lied „In einem kühlen Grunde…“ bedankte sie sich bei der Stiftung und dem Publikum. Eine große Ehre und ein wundervolles Geschenk für alle! Ein Moment, der zu Herzen ging und zu Recht mit großem Applaus belohnt wurde.
Thomas Quasthoff mit Angela Winkler
Thomas Quasthoff nach dem Auftritt über Angela Winkler:
„Angela, Du bist ein Schatz. …Im Augenblick sein, das ist es, was ich schätze an ihrer Kunst.“
Diese Aussage bestätigte Christiane Waldbauer, Vorstandsmitglied der GÖTZ GEORGE STIFTUNG, in ihrer Preisbegründung der Jury:
AUSZUG AUS DER Jurybegründung
Neben unbändiger Freude am Spiel und einem leichtfüßigen Umgang mit dem ihr eigenen, großen Können ist es so manches Mal gerade jenes kaum merkliche Innehalten, wie ein klug eingegangener, kurzzeitiger Verzicht auf jegliche Äußerung, ob verbal oder physisch, der uns die wahre Tiefe eines Gefühls offenbart. Diese Künstlerin lässt die Seele sprechen.“
Laudator Klaus Pohl
Schauspieler und Autor Klaus Pohl erinnerte in einer mit Humor und Bewunderung gefüllten, grandiosen Laudatio anekdotenhaft von der gemeinsamen Probenzeit zu „Hamlet“ unter der Regie von Peter Zadek. Zweimal hätte Angela Winkler die Flucht vor dieser Herausforderung ergriffen – ein Kampf zwischen Hingabe und Verweigerung. „Mit Angela Winkler durften wir diese alte Welt neu entdecken, neu entsichern und in eine Unsicherheit verwandeln,“ so Pohl. Dann spannte er den Bogen zu Götz George, der, wie auch Angela Winkler, gegen Lüge und Verstellung im Beruf stand: „Nur nichts vorspielen“.
Ein besonderer Gruß kam per Videobotschaft vom engen Freund und preisgekrönten, amerikanischen Theaterregisseur Robert Wilson, der über sie sagt: „Angela Winklers Universum ist riesig!“ Sein eigenwilliger, dadaistischer Gruß in Anlehnung an das gemeinsame Hörspiel „UBU“ amüsierte das Publikum.
Das anschließende filmische Porträt gab einen beeindruckenden Überblick über die bemerkenswerte Spannbreite des künstlerischen Schaffens und das ebenso ausdrucksvolle, eindringliche und intensive Spiel der Preisträgerin: Ausschnitte aus Theaterinszenierungen, aus Film – und Fernsehproduktionen, Erinnerungen von Margarethe von Trotta und Volker Schlöndorff an gemeinsame Arbeiten, Interviews mit Klaus-Michael Grüber und Peter Zadek und damalige Fernsehberichte ließen ein Stück deutscher Theater- und Filmgeschichte aufleben. Besonders ergreifend aber waren die Interviewsequenzen der Schauspielerin und die Close-Ups der Kamera, welche die Schauspielerin so menschlich und nah einfingen und sie in ihrer Klarheit und Authentizität zeigten. Ihre Natürlichkeit, Echtheit und Offenheit berührten.
Dann der feierliche Moment: Marika George übergab den mit 10.000 Euro dotierten und von Tanja George kreierten Ehrenpreis an Angela Winkler. Minutenlange Standing Ovations für das Lebenswerk dieser einzigartigen Schauspielerin.
Ihr Mann, Bildhauer Wigand Witting, die vier Kinder Nele, Luca, Lasse, Tammo, deren Lebensgefährtinnen sowie das fünf Monate alte Enkelkind Asta gehörten zu den ersten Gratulanten auf der Bühne. Ein sehr bewegender Moment.
Tochter Nele Winkler brachte es mit einem Satz auf den Punkt:
„Das Wichtigste: Angela ist knallgesund!“
Eine glückliche Preisträgerin, ein familiärer und herzlicher Abend fand mit einem köstlichen Buffet der Catering-Firma Casino Royal weit nach Mitternacht seinen Ausklang.
Weitere Impressionen:
Fotos: © Michael Tinnefeld / GÖTZ GEORGE STIFTUNG, Elena Zaucke
Ein besonderer Dank geht an Jan-Peter Gehrckens, Sören Schlotfeldt, Yvonne Brüning, Gitta Deutz und Anja Lamm für ihre großartige Arbeit.
Für die Unterstützung dieser Veranstaltung danken wir den Firmen Henkell, Laiqon Lange, Bechstein, Mercedöl, Sawade, Casino Royal, ICT sowie dem Kaiserin-Friedrich-Haus.
Berlin, 10.11.2023