Götz George Preis 2020
Bravo Señor Striebeck!
Corona wirbelte im Vorhinein alles durcheinander. Nach jedem Anstieg der Infektionszahlen und der damit verbundenen Beschränkungen hieß es, die Gästezahl zu reduzieren. Was würde dies letztendlich für unsere Veranstaltung bedeuten? Würde überhaupt eine Preisverleihung stattfinden können?
Ja! Ende Oktober haben wir den GÖTZ GEORGE PREIS vergeben! Diesmal in Hamburg, dem Wohnsitz des 82-jährigen Preisträgers Peter Striebeck im bei Künstlern beliebten Ristorante Paolino Sardegna in Winterhude.
Corona bedingt war es eine kleine, aber feine Zeremonie mit lediglich zehn Gästen. Im Mittelpunkt stand natürlich der diesjährige Preisträger und wunderbare Charakterschauspieler Peter Striebeck. Um ihn herum die Familie, seine Frau Ulla Striebeck, die Töchter Catrin und Janna Striebeck, die beiden Enkel Pauline und Pablo Striebeck, der Musiker Jonas Landerschier, Christiane Waldbauer vom Vorstand der Götz George Stiftung sowie der TV-Produzent Nico Hofmann.
Viele Zuschauer werden Peter Striebeck auf der Bühne des Thalia Theaters in Hamburg gesehen haben, als „Macbeth“, „Onkel Wanja“, in „Die Stühle“, als Richter Adam im „Zerbrochenem Krug“ oder gar im Fernsehen als Zoodirektor in „Unsere Hagenbecks“, im Tatort oder im Kino in „Heller Wahn“. Darüber hinaus lehrte er als Professor viele Jahre an der Hamburger Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und war Vizepräsident der Freien Akademie der Künste, ebenfalls in der Hansestadt.
Mit herzlichen Worten begrüßte Marika George die Anwesenden, sprach in ihrer Rede aber auch engagiert die katastrophale Situation der Künstlerinnen und Künstlern in der momentanen Krise an und bekräftigte die Notwendigkeit zur Hilfe, auch durch Institutionen wie die Götz George Stiftung.
Mit einer Video-Botschaft wurde das Zeremoniell der Preisverleihung eröffnet. Striebecks langjähriger Freund, Kollege und Wegbegleiter Jürgen Flimm sandte auf diese Weise seine bemerkenswerte Laudatio und gab erheiternde wie berührende Einblicke in die jahrelange gemeinsame Theaterarbeit.
„Es war eine tolle Zeit. Peter Striebeck holt jede Rolle an sich ran, füllt sie mit sich selbst…mit den Jahren wurde er immer besser…er hat den Preis mehr als verdient! Bravo, Señor Striebeck!“
Jürgen Flimm
Es folgte ein bezauberndes, sehr intimes Filmportrait des Schauspielers. Die beiden Töchter Catrin und Janna Striebeck kommentierten die Ausschnitte auf wunderbare Weise mit ihren ganz persönlichen Erinnerungen an Kindheit, Filme, Theateraufführungen, an die Zeit seiner Intendanz am Thalia Theater und dem unbeschwerten Leben in Spanien. In all ihren Worten war die unendliche Liebe zu ihrem Vater zu spüren. Peter Striebeck zeigte sich tief berührt.
Allen wurde klar, dass nicht nur er ein preiswürdiger Schauspieler ist, sondern ebenso seine Familie, weil sie die Basis bildet, auf der er agieren konnte.
Der Vorstand der Stiftung begründet die Vergabe dieses Ehrenpreises für die schauspielerische Lebensleistung 2020 folgendermaßen:
„Der diesjährige Preisträger gehört zu den Schauspielern, die man, einmal gesehen, nie mehr vergisst. Das liegt zum einen an seiner Person – dem einprägsamen Äußeren und einer unverwechselbaren Stimme – zum anderen an der direkten, schnörkellosen und darum wohl gerade so eindringlichen Art seines Spiels, mit dem er seinem Publikum die unterschiedlichsten Charaktere nahe bringt. Das gilt für ihn als Schauspieler, Regisseur und Intendant für das Theater, das ihm zeitlebens am Herzen liegt, wie auch für die Arbeit vor der Kamera.“
Auszug der Jurybegründung
Nachdem Peter Striebeck voller Freude den begehrten, von Tanja George gestalteten GÖTZ GEORGE PREIS von der Vorstandsvorsitzenden der Götz George Stiftung erhalten hatte, erinnerte der frisch ausgezeichnete Darsteller in einer kurzen,
sehr persönlichen Rede an gemeinsame Dreharbeiten mit Götz George, an Parallelen zweier großer Schauspielerfamilien und brachte seine uneingeschränkte Bewunderung für den Preisstifter zum Ausdruck. Striebeck schloss seine Ansprache mit dem Max Reinhardt-Zitat:
„Schauspieler sind Menschen, die ihre Kindheit in die Tasche stecken und sie bis ans Lebensende darin aufbewahren.““
Max Reinhardt
Daraufhin erhoben alle, einem spanischen Brauch folgend, ihr Glas auf Götz George und bekundeten, er sei auch noch Jahre nach seinem Tod „presente“.
Dieser fast familiäre Abend war von gegenseitiger Wertschätzung, Zuneigung und Freude gekennzeichnet, gekrönt von einem glücklichen Preisträger und einem deliziösen italienischen Essen.
Zu später Stunde wurde Peter Striebeck nochmals überrascht von Gratulanten wie seiner Trauzeugin Christiane Hörbiger aus Wien. Tanja George, Barbara Auer und Wanja Mues sandten liebevolle Video-Grüße:
Tanja George aus Australien erinnerte sich, als Jugendliche Striebeck auf der Bühne des Thalia Theaters erlebt zu haben, Barbara Auer sprach voller Hochachtung von ihrem einstigen Schauspiellehrer und Wanja Mues beteuerte, eine Ersatzfamilie im Hause Striebeck gefunden zu haben.
Streng nach den Auflagen zur Eingrenzung der Corona-Infektion musste dieser von unglaublicher Empathie getragene Abend leider um 23 Uhr beendet werden.
Trotz allgemeinem Bedauern über den frühen Schluss war allen bewusst, welch großes Glück uns zuteil geworden war, indem wir zwei Tage vor dem Lockdown dieses gemeinsame Erlebnis einer ganz besonderen Preisvergabe feiern durften.
Der Dank der Stiftung geht an dieser Stelle auch an Maria-Elena und Paolino Cherchi, die engagiert und sehr flexibel reagiert und uns den Abend in dieser Form ermöglicht haben!
Wir bedanken uns bei Network Movie und Mercedöl für ihre Unterstützung.
Fotos: © Mike Hofstetter / www.mike-hofstetter.de