FILM– UND THEATERPROJEKTE

DER UTERUSKOMPLEX – EIN SCHAUPROZESS

Der Uteruskomplex – Ein Schauprozess basiert auf einer Reihe von Interviews mit Menschen, die direkt oder indirekt von den sogenannten Memminger Prozessen 1988 -1989 betroffen waren.
Im Zentrum des Stückes stehen die Erzählungen von Frauen, die vor Gericht über ihren Abbruch aussagen mussten, als auch von jenen, die in der heutigen Zeit Abbrüche in Deutschland durchlebten. Hierbei verbindet das Stück die persönlichen Geschichten mit dem juristischen und politischen Diskurs und zieht 152 Jahre nach der Einführung des §218 StGB Bilanz:

„Der Uteruskomplex – Ein Schauprozess ist ein dokumentarischer Krimi über scheinbare Gleichberechtigung und Schwangerschaftsabbrüche im Schatten der juristischen Grauzone. Ich freue mich auf den weiteren Weg mit diesem Herzensprojekt und der GÖTZ GEORGE STIFTUNG.“

Marie Sophie Rautenberg, Schauspielerin und Autorin  

„Der Uteruskomplex – ein Schauprozess“ ( Foto: Tim Heidler)

Hier ist der Trailer zum Theaterprojekt. Weitere  Vorstellungen finden am 16.05. und 17.05.2024  im Theater unterm Dach in Berlin statt.

Franziska Kleinert, Marie Sophie Rautenberg, Bibiana Malay, Annalena Steiner. (Foto: Novozen/Spremberg)
Franziska Kleinert und Bibiana Malay. (Foto: Novozen/Spremberg)

VERGEHEN

„In gerade mal drei Wochen haben wir im März mit kleinem Budget und noch kleinerem Team einen historischen Kinofilm gedreht. Ich wollte unbedingt auf künstliches Licht verzichten und nur mit natürlichem Licht arbeiten. Das war ein heikles Vorhaben, aber es hat fantastisch funktioniert. Das entstandene Material ist wundervoll geworden. Das hat vor allem Dank des kongenialen Drehortes, des wunderbaren Teams und der herausragenden Schauspieler funktioniert. Gleichzeitig hätten wir diesen Film ohne die Unterstützung der GÖTZ GEORGE STIFTUNG nicht stemmen können. Insofern fühle ich mich nicht nur geehrt, sondern bin auch sehr dankbar und freue mich unglaublich auf den anstehenden Schnitt des Filmes.“ Sandra Kaudelka / Co-Autorin, Regisseurin

Hier der Ausschnitt aus der ARD Mediathek >>

Walter Hess
Frank Buchwald, Matthias Bundschuh, Katrin Heller, Sandra Kaudelka
Hauptdarsteller und Autor Matthias Bundschuh und Walter Hess
Jan Peter Bremer / Autor Romanvorlage in der Rolle des Pfarrers
Matthias Bundschuh, Kameramann Albrecht von Grünhagen
Walter Hess
© Copyright alle Fotos: Sandra Kaudelka
 

 

QUIVER

Es ist eine wohlbekannte und nur allzu akzeptierte Tatsache, dass Frauen im Alter von 50-65 Jahren von der Leinwand verschwinden, nur um dann irgendwann als Beiwerk oder Großmütter wieder aufzutauchen. Obwohl sich die Ansprüche an Filme ändern, wird von Frauen heute erwartet, dass sie wahnsinnig unrealistische Schönheitsstandards erfüllen müssen, um relevant bleiben zu können. Früher verschwanden sie einfach, jetzt müssen sie sich still und leise überteuerten Eingriffen unterziehen, um überhaupt sichtbar zu bleiben. Ihnen wurde ein Raum gelassen, aber dieser Raum ist starr und völlig unemanzipiert. 

„Mein erster Kurzfilm WHEN THE TREES COME erzählt die Menstruation eines jungen Mädchens als mythologische Verwandlung statt als Fortsetzung eines Tabus oder eine Geschichte der Periode als Leiden. QUIVER erzählt wiederum die Wechseljahre als Beginn einer möglichen positiven Verwandlung. Und gleichzeitig geht es auch um den fehlenden Raum im Film, um diese Art der Metamorphose der Frauen feiern zu dürfen.

© Copyright: Eli Böricke 

Als Geschichtenerzählerin fühle ich mich unter Druck, eine Kopie meiner konditionierten Vorbilder auf die Leinwand zu bringen, aber so würden wir weiterhin patriarchalische Formen von Geschichten hochhalten und ihnen Anerkennung zollen. QUIVER ist ein Prozess der Dekonstruktion dieser Art von Vorbildern und der Versuch, neue Spielräume zu eröffnen. Der Film arbeitet die fast universelle weibliche Konditionierung auf der Leinwand auf und wird zur Einladung, sich vorzustellen, wie die unerwartete Zukunft von Sandra, einer 50-jährigen Frau, weitergehen könnte.“
Regisseurin Berglind Prastardóttir 


GRÜNES LICHT

Seit 2021 kommen zahlreiche Geflüchtete aus Syrien, dem Irak, Iran, Jemen und Afghanistan über die polnisch-belarussische Grenze in Polen an. Die Regierung in Warschau hat entlang der rund 420 km langen Grenze einen Ausnahmezustand ausgerufen und ein Gesetz verabschiedet, welches sogenannte „Pushbacks“ von Geflüchteten ermöglicht. In der Sperrzone entlang der Grenze, verzweifelt, zitternd vor Nässe, Kälte und Erschöpfung irren die Flüchtlinge durch den polnischen Urwald, der zu einem Symbol von Leid und Kampf ums Überleben geworden ist.
Einige Einwohner der Sperrzone stellen grüne Lampen in ihre Fenster. Diese sollen Geflüchteten signalisieren, dass sie dort Hilfe finden können, ohne dass dabei die Behörden benachrichtigt werden.

Im Herbst 2021 folgt Samir, ein junger Geflüchteter aus Syrien, dem grünen Licht und taucht so im Garten einer polnisch-deutschen Familie auf, die in der Sperrzone wohnt. Die Bewohnerin kommt an die Grenze ihrer Hilfsbereitschaft, als der Flüchtende vor ihrer Haustür steht und die Tragödie ihren Lauf nimmt.

„Durch die Geschichte meines Heimatlandes erlebe ich die Tragödie der Menschenrechte-Misshandlung an der polnisch-belarussischen Grenze  und den völkerrechtswidrigen Krieg in der Ukraine noch stärker und persönlicher und habe ein starkes und tiefes Bedürfnis, diese Themen auf die Bühne zu bringen. Ich verstehe die Theaterbühne als einen Ort, an dem man das Publikum zu einer kritischen Auseinandersetzung anregen und die tragische Dimension der Realität vor unserer Haustür emotional spürbar machen kann.“
                                                                                                       Janusz Cichocki / Autor / Regisseur und Schauspieler

UNTERM TEPPICH

„Aus dem Nachlass meiner Mutter, die 2010 starb, erhielt ich einen Briefwechsel (ca.150 Briefe) meiner Eltern von 1945-1947. Sie waren hauptsächlich in Sütterlin geschrieben. Den ersten ließ ich mir von einer 93 Jahre alten Dame vorlesen und wusste sofort: ich will sie alle haben. So kannte ich meine Eltern nicht und das betraf mich nicht allein. Von meiner Regisseurin Dania Hohmann ermutigt, begaben wir uns auf eine „Reise“, die fünf Jahre dauern sollte. Die Briefe mussten transkribiert und in eine Reihenfolge gebracht werden. Eine Auswahl musste getroffen werden, Rechercheanträge an die Wehrmachtsauskunftsstelle und das Bundesarchiv gestellt werden. Begleittexte mussten geschrieben und alles in eine Form gebracht werden. Einen Sommer lang verbrachte ich mit Bergen von Papier, um Anträge auf Förderung für das Projekt zu stellen, aber niemand schien sich dafür zu interessieren. Der Blick auf Mitläufer und Weggucker, die dennoch auch Opfer waren, die ihre Not, Scham und Trauer zum Teil an die nächste Generation weitergegeben haben, ist heikel. Dennoch, wann immer wir davon erzählten, waren Menschen gebannt und eröffneten sich Gespräche über eigene Familiengeschichten. Wir sind eine kriegstraumatisierte Nation.
 
So ist diese Aufführung ein echtes Herzensprojekt und wurde mit der Hilfe engagierter Freunde realisiert. Unsere Portemonnaies blieben leer aber wundervolle Freundschaften sind entstanden. 
 
Tiefer, freundschaftlicher Dank geht an Georg&Paul, Bernadette Weber, Manuel Weber, Nanna Rohlfs, Michael Hammon und Reinhard Münster. Dank auch an meine Pianistin, Jenny Ribbat für ihre einfühlsame und zurückhaltende Klavierbegleitung sowie  an das Theater unterm Dach Berlin für Raum und Technik und Antje Landshoff-Ellermann für finanzielle Unterstützung.
 
Dass dieses Projekt nach dem Corona-Stillstand in Hamburg als Gastspiel aufgeführt werden konnte, verdanken wir dem Fleetstreet-Theater, dem St.Pauli-Theater und der finanziellen Zuwendung durch die GÖTZ GEORGE STIFTUNG.
Die Produktion steht für Gastspiele zur Verfügung.“ ILONA SCHULZ / Regisseurin, Autorin, Hauptdarstellerin 
 
 
 

PINOCCHIO FAKE NEWS

Wer einmal lügt, dem glaubt man mehr?

Gerüchte, Falschmeldungen und Propaganda verbreiten sich heute sekundenschnell. Gerade in Krisensituationen entfalten Gerüchte eine große Wirkung, vor allem, wenn sie zum gesellschaftlichen Gefühlsbild passen und in Faktenform auftauchen.

Mit diesem Problemen setzen sich Regisseur, Schauspieler und Autor Tayfun Bademsoy und sein Ensemble auseinander. In dieser interdisziplinären Inszenierung, die eine experimentelle Erarbeitung des Themas möglich macht, wird die Frage nach „Lüge und Wahrheit“ neu gestellt und mit theatralen Mitteln aus Sprache, Musik, Tanz, und Videokunst intensiviert.